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KI statt Salesforce: Klarna definiert seine digitale Transformation radikal neu

Klarna und der radikale KI-Kurs

Vor einem Jahr hat Klarna Salesforce abgeschaltet – und das nicht als Einzelfall. Laut internen Schätzungen wurden insgesamt rund 1.200 SaaS-Dienste deaktiviert. Was zunächst für Aufregung sorgte, war für Klarna Teil einer größeren, strategischen Neuorientierung hin zu einem „AI-first“-Unternehmen.

Sebastian Siemiatkowski, CEO von Klarna, erklärte auf LinkedIn, warum das Unternehmen diesen radikalen Schritt unternahm und welche Vision dahinter steckt. Von Anfang an förderte Klarna gezielt Experimente mit ChatGPT und anderen KI-Technologien. Anstatt den Mitarbeitern genaue Anweisungen zu geben, wurden sie ermutigt, eigene Ideen und Ansätze mit Künstlicher Intelligenz zu verfolgen. Diese experimentelle Freiheit zeigte bald deutliche Ergebnisse: Mitarbeiter erkannten, dass viele der eingesetzten SaaS-Lösungen unnötig komplexe und fragmentierte Datenstrukturen erzeugten.

Ein wesentlicher Erkenntnisgewinn war, dass die zahlreichen SaaS-Plattformen oft widersprüchliche, redundante oder fehlerhafte Informationen speicherten. Die verstreuten Daten führten zu einem komplexen Wissensnetz, das nur schwer zugänglich war und spezialisiertes Klarna-spezifisches Wissen erforderte. Hier setzte Klarna gezielt an, reduzierte systematisch redundante und veraltete Software und nutzte stattdessen eine interne KI-Plattform, um die eigenen Daten effizient und kohärent verfügbar zu machen.

Ein besonders prominentes Beispiel für diese Veränderung war die Abschaltung von Salesforce. Als Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski diese Entscheidung beiläufig in einer Investoren-Konferenz erwähnte, wurde diese Information schnell öffentlich und führte zu zahlreichen Spekulationen. Doch dahinter stand keine Ablehnung von Salesforce an sich. Stattdessen war es eine bewusste Entscheidung zur Vereinheitlichung des eigenen Datenbestands und zur Steigerung der Produktivität mithilfe von Künstlicher Intelligenz.

Siemiatkowski betont dabei, dass Salesforce durchaus Potenzial hat, eine zentrale Rolle in einer zukünftigen, AI-orientierten Welt einzunehmen. Der entscheidende Punkt sei, dass sich Salesforce längst über das klassische CRM hinausentwickelt habe und das Potenzial besitzt, zu einem bedeutenden Wissenszentrum zu werden. Dennoch warnt er vor einer Herausforderung, vor der viele etablierte SaaS-Anbieter stehen: Die Fragmentierung ihrer Software- und Datenlandschaften kann die Nutzung erheblich erschweren.

Klarna positioniert sich somit klar als „AI-first“-Unternehmen. Für Siemiatkowski ist der Wandel vom „Mobile-first“- zum „AI-first“-Ansatz nicht nur eine technologische, sondern auch eine organisatorische Revolution. Die Abschaltung zahlreicher SaaS-Dienste, einschließlich Salesforce, brachte nicht nur finanzielle Einsparungen, sondern vor allem eine tiefgreifende Vereinheitlichung und Standardisierung von Daten und Wissen.

Es zeigt sich, dass der AI-first-Ansatz in Unternehmen wie Klarna nicht nur eine technologische, sondern vor allem eine strategische und kulturelle Entscheidung ist, die den Weg für die Zukunft der Unternehmensführung vorzeichnet. Auch die Beratungsbranche erfährt derzeit eine vergleichbare Disruption durch KI-getriebene Unternehmen – Klarna ist dabei nur ein prominentes Beispiel. Salesforce mag weiterhin eine Schlüsselrolle als Wissensplattform einnehmen, doch Klarna hat deutlich gemacht, dass die KI-getriebene Zukunft bereits begonnen hat – und sie gestalten sie aktiv mit.